Es ist kurz vor 10 Uhr, das Elektroauto surrt leise bei der Fahrt an den Feldern vorbei auf dem Weg zum Marktplatz. Der Morgen ist nach dem Regen der Nacht frisch, ich öffne leicht das Fenster und genieße den Fahrtwind. In mir ist viel Vorfreude auf die nächsten Stunden – Kaffeeduft, das Zischen der Kaffeemaschine und die freudigen Gesichter meiner Kaffeekunden, wenn ich das eigens für sie zubereitete Kaffeegetränk reiche!


Wenig später komme ich an, es folgen die Routinegriffe: Klappen öffnen, Strom anschalten, Deckenlicht und Kaffeemaschine ein. Ich höre, wie die Pumpe leise anspringt und sich die Kaffeemaschine mit frischem Wasser füllt. Nun nur noch die kleine Gasflamme in der Kaffeemaschine starten und das Aufheizen beginnt. Jetzt bleibt genug Zeit, um aufzubauen: Kaffeebohnen neben die Kaffeemühle, Kakao, alle Sirup Arten von Caramel bis Haselnuss, Milch und die Recup-Tassen neben die Kaffeemaschine. Die Milchkännchen für Hafer-, Soja – und laktosefreie Milch kommen an ihren Platz, sollte es nachher einmal etwas schneller gehen müssen, muss ich mich blind darauf verlassen können, dass alles an Ort und Stelle ist… Die Kaffeemaschine fängt leise an zu zischen, ich schließe die Dampflanzen und beobachte, wie sich der Druck langsam aufbaut bis die Nadel der Anzeige den grünen Bereich erreicht hat. Zeit, den ersten Espresso zu ziehen! Ich öffne die Tüte mit den Kaffeebohnen und fülle den Trichter der Kaffeemühle. Gleich verbreitet sich Kaffeeduft…


Mein kleines rotes Gefährt (ein wirkliches Unikum), die zischende, im Licht der Deckenleuchten spiegelnde Kaffeemaschine und der Duft des frisch gemahlenen Kaffees aus der Mühle ziehen schnell die ersten Kunden an. Eine kleine Warteschlange entsteht. Ich sehe in neue und in bekannte Gesichter, die sich auf ihren Kaffee freuen und bestellen. Jetzt muss es erstmal schnell gehen… Also: Kaffee in den Siebträger mahlen, tampern, Siebträger einlegen, Hebel runter und kurze Zeit später läuft der Kaffee in kleinen Mäuseschwänzen links und rechts aus dem Siebträger in die Kännchen. Dazu mit dem bekannten Zischen Milch aufschäumen, alles zusammenbringen, schon ist der erste Cappuccino des Tages fertig. Ich korrigiere ein klein wenig den Mahlgrad, ein bisschen feiner, dann bin ich zufrieden. Es geht weiter mit einem doppelten Espresso, einem Latte Macchiato mit Caramel und natürlich Othello – das Lieblingstränk hier auf diesem Markt. Die erste halbe Stunde ist schnell vorbei, erst dann bleibt Zeit für ein paar Minuten Gespräch mit dem einen und anderen Kaffeegenießer. Die meisten von ihnen freuen sich schon vorher auf den Markttag, weil sie wissen, dass es leckeren Kaffee in allen Varianten gibt. Sie entfliehen kurz dem Büro, dem Geschäft, der Hektik und freuen sich auf die Pause – ein paar Minuten mit Kaffee ganz für sich… Das ist es eigentlich, was ich Ihnen biete: Es geht um mehr als nur Kaffee, es geht um Lebensgefühl, Pause, Luft holen, Kontakte pflegen, einen kurzen Augenblick Leben pur. Und im Anschluss gekräftigt und mit der Energie des Kaffees den weiteren Tag bestehen.


Der Markttag ist gut besucht, die Zeit vergeht schnell. Ab und an habe ich Pause, manchmal entsteht eine kleine Schlange. Die Handgriffe sitzen gut, die Mühle arbeitet kräftig und meine große Handhebel – Siebträgermaschine drückt das Wasser unbeirrt mit großer Kraft durch das gemahlene Kaffeepulver. In den Pausen kontrolliere ich die Vorräte von Wasser für die Kaffeemaschine bis zur Milch und mache ein wenig sauber. Viele meiner Kaffeekunden kenne ich mittlerweile gut und es bleibt Zeit für einen kurzes Geplauder über das Wetter, die Kinder und die Politik…


Schnell ist es früher Abend geworden, langsam lässt der Kaffeedurst bei den Besuchern nach. Eine Mutter holt noch einen Kakao für ihren Jüngsten, dann wird es Zeit für mich, einzupacken. Kaffeemaschine aus, nochmal kurz durchspülen, alles kommt an seinen gewohnten Platz für den Transport. Flügeltüren zu, Elektrik abschalten und schon sitze ich wieder im Fahrerhaus und genieße ein wenig die Aufmerksamkeit, wenn ich mit meinen Kaffeemobil vom Marktplatz rolle…


Ich bin zufrieden mit dem Tag. Die Kasse ist ordentlich gefüllt, es gab viel Lob und Dankbarkeit. Das hatte ich gefühlt in meinen früheren Job nie… Langsam rollen wir nach Hause, ich muss noch auspacken und die Vorräte wieder auffüllen. Morgen geht es erst gegen Mittag los, ein Firmenevent steht an. Wahrscheinlich werde ich morgens erst einmal in Ruhe einen Kaffee trinken…


Irgendwie bin ich nicht nur mit dem Tag zufrieden, seit ich mit meinem Kaffeemobil unterwegs bin, ist einfach Vieles gut in meinem Leben.

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